Lektion: Kruppeherein

7.7.2014 / Permalink

Seitengänge reiten -Kruppeherein (Travers)

KRUPPE HEREIN (TRAVERS)

Auf das Schulterherein folgt die Lektion Travers, auch Kruppeherein genannt. Das Pferd geht wiederum auf etwa drei Hufspuren, diesmal ist es aber in die Bewegungsrichtung gebogen.

Travers und Schulterherein sind untrennbar miteinander verbunden, denn das Schulterherein verhilft dem Pferd zu mehr Schulterfreiheit, welche es im Travers benötigt um das äussere Vorderbein seitwärts vor das innere zu setzen. Der Weg ist nun also weiter als im Schulterherein und erfordert daher mehr Beweglichkeit.

Hat ein Pferd Mühe, nach links zu traversieren, hilft Schulterherein auf der rechten Hand, um dem rechten Vorderbein die notwendige Beweglichkeit zu verschaffen, über das linke Bein nach links zu treten. Umgekehrt hilft Schulterherein links dem Pferd im Travers nach rechts.
Das Kruppeherhein ist das Gegenstück zum Schulterherein. Hier aktivieren Sie das äußere Hinterbein in Richtung Schwerpunkt. Dabei muss Ihr Tier jedoch einen wesentlich längeren Weg mit dem Hinterbein zurücklegen als im Schulterherein. Das macht das Kruppeherein für einige Pferde schwieriger, da sie sich nun mehr dehnen müssen.
Verstärkt wird dieser Effekt noch in der Arbeit auf dem Zirkel. Um das Pferd vermehrt unter dem Reiter zu dehnen ist Kruppeherein also ideal.

Mit beiden Übungen fördern Sie übrigens die Tragkraft Ihres Pferdes, die bei den meisten Pferden weniger ausgeprägt ist als die Schubkraft.
Doch für die Versammlungsarbeit ist sie überaus wichtig. 

Der häufigste Fehler ist, dass das Pferd in beiden Seitengängen zu stark abgestellt wird. Es kreuzt die Beine mehr, als dass es nach vorn greift. So geht der dehnende bzw. Schulter-frei-machende Effekt der Seitengänge verloren.
Achten Sie auf den Genickpunkt! Viele Pferde verwerfen sich aufgrund reiterlicher Fehler.

Im Travers schwingt das äussere Hinterbein auf das innere Vorderbein zu. Bekanntlich ist das innere Hinterbein jeweils das tragende Bein. Dieses tritt im Travers weniger unter den Körper des Pferdes. Dem Pferd fällt es daher leichter mit dem äusseren Hinterbein zu schieben als mit dem inneren zu tragen. Um diese Tendenz nicht noch zu verstärken, sollte man das Pferd vor allem auf seiner hohlen Seite nicht zu stark abstellen. Trotzdem kräftigt Travers das innere Hinterbein, weil in der Seitwärtsbewegung die gesamte Masse des Pferdes über das innere Hinterbein hinweggeschoben wird. Das innere Hinterbein muss also verstärkt tragen, obwohl dem Pferd genau das im Travers schwer fällt. Dieser Seitengang darf deshalb nicht zu intensiv geübt werden.

Die Vorhand geht im Travers parallel zur Wand geradeaus, die Kruppe ist ins Bahninnnere verschoben; daher der Name Kruppeherein. Mit dem äusseren, vorwärts-seitwärts-treibenden, Schenkel treibst du die Hinterhand ins Bahninnere. Der innere Schenkel, der leicht am Gurt anliegt, und der innere Zügel erhalten die Biegung, der äussere Zügel kontrolliert sie. Damit die Biegung konstant bleibt, sollte die innere Hand ruhig stehen bleiben. Den inneren Schenkel darfst du nicht zu stark anlegen, sonst hebst du damit die Wirkung des äusseren Schenkels auf. Auch er sollte möglichst konstant sein, wenn die Biegung gleich bleiben soll. Nur wenn du das Pferd etwas vortreiben musst, wenn es die Biegung verliert oder zu schnell seitwärts weicht, setzt du ihn kurzfristig stärker ein als den äusseren Schenkel. Die äussere Hand wird ein wenig höher getragen, damit das Gewicht nach innen fällt und wirkt leicht federnd nach oben. Bisher hast du gelernt, dass deine Schultern immer parallel zu denen des Pferdes sein müssen. Im Travers ändert das nun! Deine Schultern bleiben gerade über deinen Sitzknochen, sonst verliert das Pferd die Biegung und geht vorwärts statt seitwärts.

Die Konterlektion zum Travers heisst Renvers, auch Kruppeheraus oder Kruppe-zur-Wand genannt. Der Unterschied besteht darin, dass das Pferd nicht den Kopf sondern die Kruppe an der Bande hat.
Das Pferd hat dadurch weniger Führung, was Renvers nochmals anspruchsvoller als Travers macht.

Kein Kruppeherein OHNE Schulterherein! Dass das korrekte Schulterherein die Biss für das Kruppeherein ist, betonen auch die alten Meister.